Montag, 26. April 2010

Die Zuschauerzahlen beim Marathon – die Angaben werden zunehmend unglaubwürdig


Wer die Angaben zu den Zuschauerzahlen beim Hamburg-Marathon in den letzten Jahren verfolgt hat, wundert sich vielleicht über die inflationäre Entwicklung der Zuschauerzahlen.


Aus dem Archiv des Hamburger Abendblattes sind folgende Zahlen entnommen:


Entwicklung der Zuschauerzahlen beim Hamburg Marathon

2010: 850.000
2009: 850.000
2008: 800.000
2007: 700.000
2006: 500.000

Es drängt sich die Frage auf, ob diese Zahlen jedes Jahr automatisch erhöht werden, weil es sich einfach besser verkauft oder weil ein fallendes Zuschauer-Interesse nicht ins Bild passen würde. Am wechselnden Wetter kann es nicht gelegen haben. Das Wetter am Marathon-Tag war in den letzten 4 Jahren ein Traum, jedes Mal schien die Sonne, also beste Voraussetzungen für viele Zuschauer. 

Nur, zu hinterfragen scheint diese Zahlen niemand. Als Läufer konnte ich in den vergangenen Jahren keinen wirklichen Unterschied in Bezug auf Zuschauerzahl feststellen. Es war voll und zwar immer an den gleichen Stellen: richtig eng war es am Hafen und am Eppendorfer Baum. Auch noch richtig voll war es an der Alster, in Ohlsdorf und je näher man ans Ziel kam. Aber es gab auch Gegenden, wo nur vereinzelt Zuschauer standen. Von Kilometer 5 bis zum Altonaer Rathaus waren eher wenig Zuschauer auf den Beinen, auch in der City Nord war es in den letzten Jahren ungewöhnlich ruhig und auf dem Weg Richtung Ohlsdorf verliefen sich ebenfalls nur vereinzelt Zuschauer. Auch entlang der Alsterkrugchaussee gab es immer wieder Abschnitte ohne Zuschauer.


850.000 Zuschauer würden bedeuten, dass wirklich jeder zweite Hamburger, ob Baby oder Rentner an der Strecke war. Eher unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass es Stadtteile gibt, wie z.B. Harburg, Bergedorf, Niendorf oder auch Wandsbek, in denen die meisten Menschen erst am Montag erfahren, dass überhaupt der Marathon stattgefunden hat.


Unklar bleib auch, wie der Veranstalter zu seiner Schätzung kommt. Ein kleines Rechenexempel macht deutlich, wie schlecht hier geschätzt wurde: Wie viele Menschen müssen an der Strecke stehen, wenn die Zuschauerzahl mit 400.000 angegeben worden wäre? Angenommen auf der gesamten Marathonstrecke stehen auf beiden Straßenseiten ununterbrochen Menschen, ca. 1000 Menschen pro Kilometer und Straßenseite. Das wären zusammen 84.000 Menschen. Nehmen wir jetzt an, die Menschen stehen überall in 4er Reihen hintereinander, dann kommen gerade mal 336.000 Zuschauer zusammen. Oder nehmen wir an, jeder Marathon-Teilnehmer könnte 10 Freunde und Bekannte mobilisieren, die ihn während des Rennens anfeuern. Das wären etwa 150.000 Menschen.


Schlussfolgerung
: Die Zuschauerangaben beim Marathon sind erheblich übertrieben. 




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